Altes Land


Stade und Buxtehude im Alten Land




Die schönste Zeit im Alten Land ist die Apfelblüte und Erntezeit, die im September beginnt. Wir haben eine Tour dahin unternommen. Sie lässt sich prima mit einem Aufenthalt auf Lühesand oder einer Etappe entlang des Grünen Band kombinieren.

Am Anfang stehe ein Städtetrip nach Stade und Buxtehude. Dann geht es nach York ins alte Land. Dort wachsen zu über 90 % Äpfel. Daneben stehen noch Kirsch-, Birnen- und Zwetschgenbäume. Wir erfahren, dass die 14 Millionen Bäume, auf einer Anbaufläche von 54 Hektar, (Ausdehnung etwa 32 × 7,5 km), neben Südtirol Europas größtes Anbaugebiet Europas sind. 11 % der deutschen Bioäpfel kommen aus dem biologischen Anbau. Elbe Obst ist der größte Vermarkter.

Unter Stickstoff: lagern die Äpfel eine ganze Zeit, bis sie in den Verkauf kommen. Auch auf dem Biohof

Stade: Im Tourismus setzt Stade auf sportliche Aktivitäten wie SUP- & Kanutouren auf dem Fleth oder der Schwinge. Eine nicht unumstrittener Surfpark (Surfdeck) soll in der Nähe entstehen. Der BUND beklagt dabei die nicht zeitgemäße Energieintensität. Die kulturelle Perle der Stadt ist dabei die Altstadt mit dem alten Fischhafen und der umliegenden Gastronomie. Die Geschichte der Stadt wird in den umliegenden Musen wie dem Schwedenspeicher zeitgemäß dargestellt. Lediglich Stades Elbzugang, der Stader Sand ist wenig attraktiv: dort wird ein LNG-Terminal gebaut und das alte AKW Stade abgebaut. Gut das es Strände und Orte wie Hollern-Twielenfleth und die Elbinsel Pagesand und Lühesand gibt.

Stadtrundgang: Beginnend am Carl-Diercke-Haus, dem Geburtsort des gleichnamigen Schultalas starten wir die Führung, die oft den markanten Schwinge-Fluss kreuzt. Hansehafen, die mittelalterliche Kogge, die dort ‚eingesperrt‘ ist, bringen ein wenig Atmo von Amsterdam und Brügge. Tatsächlich ist aber alles nicht so hermetisch verkehrsberuhigt, wie es zuerst erscheint. Eine Gruppe Harley-Fahrern gelingt es, bis zur Nachbildung des Holztretkahns zu einem Café vorzustoßen. Insgesamt ein lebendiges Städtchen, in das man sich auch einmal bei einer Motorradtour hinein wagen sollte.

Deutschland-Reiseblog auf Niederländisch: Patrick van der Meer

Buxtehude und Stade, beide sind alte Hansestädte, die es zu beträchtlichen Reichtum gebracht haben. Man sagt, bei dem Wikinger-Überfall von 994, vor über 1000 Jahren, hat man viel Blutvergießen einfach mit viel Geld verhindert. Am Ende von den Sachsen geschlagen ging es bei den Verhandlungen mit den Investoren um viel Silber, Pelze oder Sklavenhandel. Heute ist davon (glücklicherweise) nicht mehr viel zu merken, aber leider trübt der ständige Fluglärm vom benachbarten und riesigen Airbus-Werk (und FH Fuhlsbüttel) das Ambiente in Buxtehudes Altstadt. Doch die Anwohner haben sich anscheinend daran gewöhnt. Durch Airbus entstanden viele sehr gut bezahlte Arbeitsplätze und auch die Steuereinnahmen sind dadurch gesichert.

Buxtehudes Rathaus exklusiv bei Nacht

Buxtehudes Stadtfarben sind übrigens nicht synonym zur Ukraine Flagge Blau-gelb, sie sind es schon seit fast 1000 Jahren. Der Name der Stadt soll etymologisch „Buchenstätte“ bedeuten. Seit dem Jahr 1135 wird der Ort „Buchstadihude“ genannt, wobei „Hude“ die Endung für (Hanse-) Orte mit Schiffsanlegestelle ist. Sehr empfehlenswert (in Stade und Buxtehude) sind die sogenannten Nachtwärter-Führungen zur späten Stunde. Hier erfährt man einiges zu den Städten, aktuell und zeitgeschichtlich und es ist auch Platz für persönliche Fragen. Positiv ist auch die Exklusivität und dass die Nachtwärter mitunter ein Schlüsselbund zu historischen Gebäuden und Kirchen mit sich führen, das exklusive nächtliche Besuche ermöglicht.

Exkurs Obstanbau im Alten Land:

Im Alten Land stehen 14 Millionen Obstbäume auf einer Fläche von 54 Hektar. Das Gebiet um York reicht von Stade bis an Hamburg heran und misst rund 32 × 7,5 km. Damit ist die Region neben Südtirol das größte Anbaugebiet Nordeuropas.

Waren es früher rund 2400 Betriebe mit durchschnittlich 3,5 Hektar, die eine Familie ernähren konnte, sind heute hier nur noch 540 Vollerwerbsbetriebe tätig. Pro Jahr werden es 4 % weniger. Dadurch lastet ein starker Druck auf den kleinen und mittleren Betrieben. Einnahme-Einbußen entstehen durch Ausfälle wegen der aktuellen Russland-Sanktionen (große Äpfel und Birnen) und dem hohen Druck in Sachen Erntemenge und Vermarktung. Hier sind Beraterbetriebe für den gesamten norddeutschen Raum tätig, die in Sachen Lagerung, Ertragssteigerung etc. beraten. Nennenswerten Obstanbau gibt es im Norden auch in Brandenburg, Berlin oder dem Havelland. Neben 90 % Äpfeln werden 5 % Kirsche, 3 % Birne,2 % Pflaume & Zwetschge angebaut. In den 1980er Jahren waren es nur rund 45 % Steinobst, seitdem werden es immer mehr Äpfel.

Bildnis von Hermann Martens (1910–1952), Kunstmaler | Ausstellung Buxtehudemuseum

Obstbau bedeutet viel Handarbeit, es ist eine mehr gärtnerische, weniger landwirtschaftliche Tätigkeit. Der Pflanzabstand von den niedrigwüchsigen Apfelsorten beträgt 1 bis 1,5 Meter. Pfiffige Anbauer erreichen im dritten Jahr nach der Pflanzung den Vollertrag, der bei 30 bis 50 Tonnen pro Hektar liegen muss. Andernfalls droht die Pleite. Im Jargon besteht der Baum aus der Wurzel, der Unterlage, die schwaches Wachstum induziert und eine hohe Fruchtbarkeit liefern soll. Dafür sind die Böden des Alten Landes optimal. Der sichtbare Teil des Baumes ist die Edelsorte. Bäume werden je nach Nachfrage und Vermarktung 15–18 Jahre alt. Vermarktung hat mit Kundengeschmack und Umsatz pro Verkaufsfläche in den Supermärkten zu tun. Auch Haltbarkeit und Lagerfähigkeit spielen eine Rolle. Zur Erntezeit werden Erntehelfer aus Osteuropa angeworben. Rumänische haben Türkische ArbeiterInnen abgelöst.

Der Trend geht zu noch mehr Äpfeln, Äpfeln, die dem Geschmack der Zeit entsprechen

Nostalgische Bedeutung haben die Sorten Boskop (8 %, Backsorte) und Holsteiner Cox (Vermarktungsprobleme bestehen, weil manche Sorten druckempfindlich sind oder geschmacklich und optisch nicht von der modernen Kundschaft angenommen werden). Dauerhaft gefragt sind hingegen Elster (27 %) und die Jonagold-Gruppe (25 %). Beliebt in Deutschland bleiben auch die unproblematischen Sorten wie Granny Smith, die sich gut transportieren lassen, aber meist aus Übersee eingeflogen werden. 40 % der Apfelernte verbleibt in Deutschland, 60 % gehen ins Ausland (Niederlande, Russland, Endland, Skandinavien, Frankreich, Arab. Emirate).

Eine Saftproduktion ist in Deutschland hingegen unwirtschaftlich. „Jeder Apfel, der zu Saft gemacht wird, kostet Geld“. Mostäpfel bringen nur 3,50 € pro 100 kg, 45 ct pro Kilo wären für die Kostendeckung nötig, daher werden runter gefallene Äpfel nicht mal aufgelesen, was die Reh-Population im Alten Land sehr freut. Im Hamburger Hafen landen Tankschiff weise Apfelsubstrat aus China an, das dann mit Wasser aufgefüllt wird. 100 % Fruchtgehalt, abgefüllt in Hamburg, lautet dann die Aufschrift. Noch vor wenigen Jahren kam Apfelsubstrat auch aus der Ukraine – leider aus Tankschiffen, die vorher Kohle geladen hatten, wie unser Guide erklärt.
So kann man resümieren, dass jeder dritte Apfel in Deutschland im Alten Land angebaut wird. Nach den Regeln des integrierten Anbaus sind es derzeit 85 %, der Bioanteil liegt bei 11 %. „Jeder zweite Bioapfel in Deutschland stammt damit aus dem Alten Land.“ Doch der Bioanbau schwächelt: Für den Aufwand müssten höhere Preise realisiert werden.

Dazu kommt, dass nicht nur im Alten Land Allee- und Straßenbäume nicht mehr regelmäßig gepflegt werden. Partielle Dürre und Schädlingen besorgen dann den Rest. Von daher ist ein auf einen gesunden Konsum zu achten, vielleicht eine Baumpartnerschaft und auch darauf, nicht nur bei Großbetrieben zu kaufen.

Gemütlich: Auf dem Fleth in Stade

Tipps zum Alten Land, Stade und Buxtehude

  • Elbinsel Lühesand: bester Campingplatz für Outdoor-Liebende. Hier gibt es keine Wohnmobile, hier wird noch gezeltet!
  • Buxtehude-Führung und Museum: Gelbe-Blau sind hier die Stadtfarben und keine überschwängliche Ukraine Soli-Bekundung. Hier gibt es die Mär von Hase und Igel und es wird die Frage nach der Existenz von Bielefeld und Buxtehude beantwortet.
  • Buxtehude Museum: bemerkenswert die Ausgrabungen zum Gräberfeld Immenbeck
  • Camping im Umkreis von Stade
Holger Blohm und seine Barkasse zur Elbinsel Lühesand / Sandhörn
(Transparenz-Hinweis: Dieser Artikel entstand aufgrund einer Einladung zu einer Pressereise.)

Merci à Guide de Motos motorradreisefuehrer pour les informations transmises.